Medikamente für ADHS im Straßenverkehr
Wie beeinflussen ADHS-Medikamente wie Attentin und Elvanse die Fahrsicherheit?
Die Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) mit Medikamenten wie Attentin und Elvanse bringt nicht nur Erleichterung für die Betroffenen, sondern wirft auch Fragen zur Fahrsicherheit und Fahreignung auf. Diese Präparate enthalten die Wirkstoffe Dexamphetamin (D-Amphetamin) bzw. Lisdexamphetamin, die rechtlich und medizinisch als nicht unproblematisch gelten. Insbesondere im Straßenverkehr kann dies zu Herausforderungen führen, da Amphetamine nach dem Straßenverkehrsgesetz (§ 24a StVG) als berauschende Substanzen eingestuft werden. Doch wie wird der Konsum dieser Medikamente bewertet, und wann kann es zu Problemen kommen? In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Erkenntnisse.
Medikamentöse Behandlung und rechtliche Einordnung
Attentin und Elvanse sind in Deutschland zur Behandlung von ADHS zugelassen. Während Elvanse als sogenannte Prodrug zunächst inaktive Substanzen enthält, die im Körper in Dexamphetamin und Lysin umgewandelt werden, wirkt Attentin direkt durch Dexamphetamin. Beide Substanzen fallen unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und stehen daher unter besonderer Beobachtung, wenn es um die Teilnahme am Straßenverkehr geht.Nach den Beurteilungskriterien (CTU-Kriterien, 4. Auflage 2022) gelten Amphetamine grundsätzlich als nicht zulässige Substanzen im Straßenverkehr. Es gibt jedoch Ausnahmen, wenn die Einnahme bestimmungsgemäß und ärztlich verordnet erfolgt. Dieses sogenannte „Medikamentenprivileg“ schützt Patienten vor rechtlichen Konsequenzen, sofern sie sich an die vorgeschriebene Dosierung halten und keine zusätzlichen, illegalen Substanzen konsumieren.
Ergebnisse einer Untersuchung: Was wurde analysiert?
Eine Untersuchung* von 139 Blutproben, ergänzt durch 59 Haar- und 28 Urinproben, lieferte wichtige Erkenntnisse zur Frage der Fahrsicherheit bei Einnahme von Attentin und Elvanse. In den untersuchten Fällen wurde eine enantioselektive Analyse durchgeführt, um zwischen der bestimmungsgemäßen Einnahme und dem möglichen Konsum illegaler Substanzen zu unterscheiden. Dabei zeigte sich:
- Illegale Substanzen: In etwa einem Viertel der Proben wurden beide Enantiomere (D- und L-Amphetamin) nachgewiesen. Dies deutet auf den zusätzlichen Konsum von illegalen Amphetaminen hin, da die Medikamente Elvanse und Attentin ausschließlich Dexamphetamin (D-Amphetamin) enthalten.
- Konzentrationsunterschiede: Die Konzentrationen an D-/L-Amphetamin in diesen Fällen lagen deutlich höher als bei der bestimmungsgemäßen Einnahme der Medikamente. Dies ist ein starker Hinweis auf den Konsum illegaler Substanzen.
- Fahrsicherheitsrelevanz: Auch wenn keine Ordnungswidrigkeit vorliegt, wären solche Befunde im Hinblick auf die Straßenverkehrssicherheit problematisch. Der Nachweis beider Enantiomere spricht für einen nicht-complianten Umgang mit den verordneten Medikamenten.
Warum ist die Unterscheidung so wichtig?
Die enantioselektive Analyse, die in der Untersuchung verwendet wurde, ermöglicht eine klare Differenzierung zwischen der Einnahme legaler Medikamente und dem illegalen Konsum von Amphetaminen. Da Elvanse und Attentin nur D-Amphetamin enthalten, kann der Nachweis von L-Amphetamin als klares Indiz für den Konsum illegaler Substanzen gewertet werden. Dies ist besonders relevant, da der Nachweis illegaler Substanzen die Fahreignung in Frage stellen könnte – unabhängig davon, ob eine Ordnungswidrigkeit begangen wurde.
Medikamentenprivileg: Was bedeutet das für Patienten?
Das Medikamentenprivileg schützt Patienten, die ihre Medikamente wie vom Arzt verordnet einnehmen. Doch dieses Privileg erlischt, wenn zusätzlich illegale Substanzen konsumiert werden oder die Einnahme nicht bestimmungsgemäß erfolgt. Patienten sollten daher unbedingt:
- Die Dosierung einhalten: Nur die vom Arzt verschriebene Menge darf eingenommen werden.
- Auf zusätzliche Substanzen verzichten: Der Konsum illegaler Drogen führt zu einem Verlust des Medikamentenprivilegs und gefährdet die Fahreignung.
- Regelmäßige Kontrollen akzeptieren: In Fällen von Verkehrskontrollen oder Fahreignungsüberprüfungen wird immer häufiger eine enantioselektive Analyse durchgeführt, die den Konsum illegaler Substanzen aufdecken kann.
Fazit: Sicherheit durch verantwortungsvollen Umgang
Die Einnahme von Attentin und Elvanse ermöglicht vielen ADHS-Patienten eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität. Doch im Straßenverkehr gelten besondere Anforderungen, die einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Medikamenten voraussetzen. Wer die ärztlichen Vorgaben einhält und auf den Konsum illegaler Substanzen verzichtet, muss keine Einschränkungen befürchten. Bei Unsicherheiten empfiehlt es sich, frühzeitig das Gespräch mit dem Arzt zu suchen.Wenn Sie sich auf eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) vorbereiten müssen, beispielsweise aufgrund von Medikamenten oder Substanzen im Straßenverkehr, kann der bewährte MPU-Videokurs von MPU-Seminar.de helfen. Dieser Kurs bietet eine strukturierte und flexible Vorbereitung auf die Anforderungen der MPU. Weitere Informationen finden Sie hier.
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*Quelle: C. Wiedfeld, G. Skopp, F. Mußhoff, Überprüfungen einer Einnahme von Attentin/Elvanse in Fällen der Fahrsicherheit und Fahreignung, Zeitschrift für Verkehrssicherheit 2.2025
Dieser Text dient ausschließlich Informations- und Fortbildungszwecken. Er stellt keine rechtliche Beratung dar und sollte nicht als rechtlich bindende Aufforderung zu einer Handlung verstanden werden. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen wird keine Haftung übernommen.