Wie empfinden Menschen Urinkontrollen unter Sicht?

Urinkontrollen unter Sichtüberwachung werden oft in Abstinenzprogrammen, bei der MPU-Vorbereitung oder im Rahmen von Bewährungsauflagen durchgeführt. Dabei wird die Abgabe der Urinprobe von einer Aufsichtsperson beobachtet, um Manipulationen zu verhindern. Doch wie empfinden die Betroffenen diese Maßnahme? Studien zeigen, dass viele Menschen diese Kontrollen als belastend empfinden – vor allem Frauen. In diesem Artikel erklären wir die Ergebnisse der Studien in verständlicher Sprache und werfen einen Blick auf mögliche Alternativen.

Was sind Urinkontrollen unter Sicht?

Bei einer Urinkontrolle unter Sicht wird der Proband oder die Probandin während der Abgabe der Urinprobe von einer Aufsichtsperson beobachtet. Ziel dieser Maßnahme ist es, sicherzustellen, dass die Probe nicht manipuliert wird. Solche Kontrollen kommen häufig in verschiedenen Bereichen vor: bei Abstinenzprogrammen, in der Suchttherapie, bei Dopingkontrollen und im Rahmen von Bewährungsauflagen oder MPU-Begutachtungen.

Nun gibt es Auswertungen aus einer Studie

Eine Studie* hat untersucht, wie Menschen sich bei solchen Kontrollen fühlen. Zusammen wurden 100 Personen befragt, die an Abstinenzprogrammen teilnahmen. Hier die wichtigsten Ergebnisse:
  1. Wie empfinden Betroffene die Kontrollen?
    • 38 % der Befragten fanden die Kontrollen überhaupt nicht unangenehm.
    • 47 % fühlten sich leicht beeinträchtigt.
    • 12 % empfanden die Kontrollen als „sehr unangenehm“.
    • 3 % bezeichneten die Kontrollen sogar als „unerträglich“.
  1. Gibt es Unterschiede bei Männern und Frauen?
    • Frauen empfinden die Kontrollen häufiger als belastend: 31 % der Frauen fanden die Maßnahme „sehr unangenehm“ oder „unerträglich“, während es bei Männern nur 12 % waren.
    • Ein Grund könnte sein, dass die Kontrollen oft nicht von einer geschlechtsidentischen Aufsichtsperson durchgeführt werden, was die Situation für Frauen unangenehmer macht.
  1. Gibt es Interesse an Alternativen?
    • 75 % der Befragten gaben an, keine Alternative zu brauchen.
    • 25 Personen (vor allem Frauen) wünschten sich jedoch eine andere Methode, auch wenn diese mehr Geld oder Zeit kosten würde.

Warum sind diese Kontrollen für viele belastend?

Urinkontrollen unter Sicht greifen stark in die Privatsphäre ein. Die Betroffenen müssen dabei oft ihr Genital entblößen, was bei vielen Scham auslöst. Besonders Frauen fühlen sich unwohl, wenn die Aufsichtsperson nicht dasselbe Geschlecht hat. Hinzu kommt der psychologische Druck, dass die Probe fehlerfrei abgegeben werden muss. Manche Menschen entwickeln sogar einen sogenannten „psychogenen Harnverhalt“, das heißt, sie können unter Beobachtung nicht urinieren.

Welche Alternativen gibt es?

Die Studien zeigen, dass einige Betroffene sich alternative Verfahren wünschen, allerdings müssen sie genauso sicher und manipulationsfrei sein wie die bisherigen Verfahren. Hier sind mögliche Alternativen:

Bluttests:

  • Dabei wird eine kleine Menge Blut abgenommen
  • Der Vorteil: Man muss nicht unter Beobachtung Urin abgeben
  • Der Nachteil: Die Blutabnahme kann für manche Menschen unangenehm sein
  • Außerdem: Nicht alle Substanzen können im Blut so lange nachgewiesen werden wie im Urin

Virtuelle Kontrollen:

  • Während Corona wurden Tests über Video-Anrufe ausprobiert
  • Der Vorteil: Man muss nicht persönlich zur Kontrollstelle kommen
  • Der Nachteil: Diese Methode ist noch neu und nicht überall erlaubt
  • Außerdem: Es ist noch nicht klar, ob diese Art der Kontrolle sicher genug ist

Markerverfahren:

  • Dabei nimmt man vor dem Test eine spezielle Substanz ein
  • Diese Substanz wird später im Urin nachgewiesen
  • Der Vorteil: Man braucht keine direkte Beobachtung
  • Der Nachteil: Die Methode gilt als nicht sicher genug
  • Wichtig: Behörden und Fachgesellschaften haben diese Methode bisher nicht zugelassen

Haaranalysen

  • Die Methode ist weniger invasiv als Urinkontrollen unter Sicht
  • Kann den Konsum über einen längeren Zeitraum nachweisen
  • Weniger psychisch belastend als Urinkontrollen unter Sicht
  • Meist teurer als Urinkontrollen
  • Nicht für alle Situationen geeignet
  • Externe Faktoren (wie Haarfärbungen oder Umwelteinflüsse) können die Ergebnisse beeinflussen

Fazit: Sollten Urinkontrollen überdacht werden?

Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass Urinkontrollen unter Sicht für viele Menschen unangenehm sind – vor allem für Frauen. Zwar akzeptiert die Mehrheit der Befragten die aktuellen Maßnahmen, aber ein Viertel wünscht sich Alternativen. Besonders wichtig wäre es, die Kontrollen für Frauen angenehmer zu gestalten, z. B. durch geschlechtsidentische Aufsichtspersonen oder alternative Verfahren.
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Ihre Meinung zählt!

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Dieser Artikel dient ausschließlich Informations- und Fortbildungszwecken. Er stellt keine rechtliche Beratung dar und sollte nicht als bindende Aufforderung zu einer Handlung verstanden werden. Für die Richtigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen wird keine Haftung übernommen.

 

*Quelle: Holzer A, Graw M, Hameder A, Eppler M, Schick S (2024) Subjektive Belastung durch Sichtkontrollen bei Urinabgaben im Rahmen von Abstinenzüberprüfungen. Rechtsmedizin 2024·4:229–236. https://doi.org/10.1007/s00194-024-00694-9
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