Zum 01.05.2014 wurde das Punktesystem für Autofahrer in Deutschland neu geregelt. So musste man bis zu diesem Zeitpunkt unter 18 Punkte im Verkehrszentralregister (VZR) haben, um keine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) machen zu müssen. Danach wurde das VZR durch das sogenannte Fahreignungsregister (FAER) ersetzt und die Grenze bei 8 Punkten festgelegt, bis eine MPU angeordnet wird. Selbstverständlich erhält man seither auch nicht mehr so viele Punkte pro Delikt. Derzeit sind 10,1 Millionen Fahrerlaubnisinhaber im FAER aufgrund begangener Verkehrsdelikte eingetragen.

Im gleichen Zuge wurden neue Fahreignungsseminare (FES) eingeführt, um Kraftfahrern mit weniger als 8 Punkten die Möglichkeit zu geben, an sich zu arbeiten und es gar nicht erst zu einer MPU kommen zu lassen. Diese Maßnahmen sind im Gegensatz zu einer MPU freiwillig und orientieren sich an den jeweils neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Verkehrspsychologie.

Fahreignungsseminare bestehen aus zwei Teilen:

  1. Aus zwei Schulungsmaßnahmen von je 90 Minuten bei speziell hierfür geschulten Fahrlehrern (ähnlich den früheren ASP: „Aufbauseminare für Punktesünder“).
  2. Aus zwei verkehrspsychologischen Einzelgesprächen von je 75 Minuten innerhalb von min. 3 Wochen bei besonders qualifizierten Verkehrspsychologen.

Nun liegen die ersten Ergebnisse zu der Akzeptanz und den Erfolgen für diese Fahreignungsseminare vor: Insgesamt wurden die Fahreignungsseminare mit einer Note von durchschnittlich 1,86 positiv bewertet. Auch zeigte sich, dass sich Teilnehmer an solchen Seminaren im Anschluss sehr viel mehr an Regeln hielten als Vergleichsgruppen, die an keinem solchen Seminar teilnahmen. Dies ist als sehr positiv zu werten.

Kritisch zu werten sind an dieser Studie jedoch folgende Aspekte:

  • Mit 29 Untersuchten nahm nur eine relativ geringe Anzahl an Teilnehmern an der Studie teil
  • Das Durchschnittsalter der untersuchten Teilnehmer betrug ca. 48 Jahre
  • Teilnehmer hatten durchschnittlich nur 2-3 Punkte (2,79)

Somit ist nicht wirklich sicher, wie repräsentativ diese Studie ist. Da gerade die jüngeren Verkehrsteilnehmer und auch diejenigen Punktesünder, die viel Punkte haben, nicht untersucht wurden, lassen sich keine allgemeingültigen Rückschlüsse ziehen.

Quelle: Wagner, T.; Friebel, P.; Kollbach, B.; Röttger, M.: Effektivität des Fahreignunsseminars und Optimierungsansätze, Z. f. Verkehrssicherheit 64, 2018