Führerschein und Cannabis – Was das neue Cannabisgesetz (CanG) für die Fahrsicherheit bedeutet
Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland hat seit dem 1. April 2024 mit dem Inkrafttreten des neuen Cannabisgesetzes (CanG) weitreichende Diskussionen und Veränderungen ausgelöst – insbesondere im Zusammenhang mit der Verkehrssicherheit. Ein zentraler Punkt ist die Einführung eines neuen THC-Grenzwertes für Autofahrer, der die bisherigen Regelungen ablöst. Doch welche Auswirkungen hat diese Änderung auf die Fahrsicherheit und was bedeutet sie für die Teilnahme am Straßenverkehr? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Hintergründe und die kontrovers diskutierten Folgen.
THC-Grenzwert: Was hat sich geändert?
Mit dem CanG wurde nicht nur der Konsum von Cannabis teilweise legalisiert, sondern auch eine Anpassung der Grenzwerte im Straßenverkehr vorgenommen. Eine Expertengruppe des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) empfahl, den bisherigen Grenzwert von 1 ng/ml THC im Blutserum auf 3,5 ng/ml anzuheben. Diese Empfehlung wurde am 28. März 2024 bekanntgegeben und gilt nun als neuer Orientierungswert.
Die Anhebung des Grenzwertes soll der Tatsache Rechnung tragen, dass der Konsum von Cannabis durch die Legalisierung zunehmen dürfte. Ziel der neuen Regelung ist es, nicht alle Konsumenten pauschal zu sanktionieren, sondern gezielt diejenigen, bei denen ein erheblicher Bezug zwischen Cannabiskonsum und der Fahrtüchtigkeit nachgewiesen werden kann.
Kritische Stimmen: Gefährdet das neue Gesetz die Verkehrssicherheit?
Während die neue Regelung von einigen als notwendig und zeitgemäß angesehen wird, regt sich auch Kritik. Die Deutsche Verkehrswacht sowie andere Experten warnen vor einem möglichen Anstieg von Verkehrsunfällen unter Cannabiseinfluss. Sie argumentieren, dass ein höherer Grenzwert die Hemmschwelle für das Fahren unter Drogeneinfluss senken könnte.
Studien, wie die von Ramaekers et al. (2006), zeigen, dass bereits geringe Mengen THC die kognitive Leistungsfähigkeit und die motorische Kontrolle beeinträchtigen können. Kritiker befürchten, dass diese Erkenntnisse bei der neuen Gesetzgebung nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die „Vision Zero“ – das Ziel, Verkehrsunfälle mit Todesfolge zu vermeiden – durch die Lockerung der Regelungen gefährdet sein könnte.
Warum wurde der Grenzwert angehoben?
Die Entscheidung, den Grenzwert anzuheben, basiert auf einer Abwägung zwischen der Liberalisierung des Cannabiskonsums und den Anforderungen an die Verkehrssicherheit. Die Expertengruppe stellte fest, dass der bisherige Grenzwert von 1 ng/ml THC zu schnell zu Sanktionen führte, auch wenn keine Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit nachweisbar war. Mit dem neuen Grenzwert von 3,5 ng/ml soll ein fairerer Umgang mit Konsumenten erreicht werden, ohne die Sicherheit im Straßenverkehr aus den Augen zu verlieren.
Was bedeutet das für Autofahrer?
Autofahrer müssen sich darauf einstellen, dass der Konsum von Cannabis zwar legal sein kann, aber weiterhin strikte Regeln im Straßenverkehr gelten. Wer mit einem THC-Wert über dem Grenzwert von 3,5 ng/ml im Blutserum am Steuer erwischt wird, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Zudem bleibt es wichtig, individuelle Unterschiede bei der Verarbeitung von THC zu beachten – diese können von Person zu Person stark variieren.
Fazit: Ein Balanceakt zwischen Sicherheit und Liberalität
Das neue Cannabisgesetz bringt bedeutende Veränderungen für den Straßenverkehr mit sich. Die Anhebung des THC-Grenzwertes mag einerseits für Konsumenten fairer erscheinen, andererseits bleibt die Sorge um die Verkehrssicherheit bestehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Regelungen in der Praxis bewähren und ob die Zahl der Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss tatsächlich steigen wird.
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Quelle: Sven Hartwig: „Das neue CanG – Auswirkungen auf die Fahrsicherheit“, doi.org/10.53184/ZVS2-2025-1
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