Haaranalyse auf Cannabinoide – Wie eine Baseballkappe zu einem falsch-positiven Befund führte

 

Kann eine Haaranalyse täuschen? Ein Fallbericht zeigt die Risiken

Haaranalysen gelten als zuverlässige Methode, um Drogenkonsum über einen längeren Zeitraum nachzuweisen. Doch ein aktueller Fallbericht zeigt, dass äußere Kontaminationen die Ergebnisse verfälschen können. Besonders bei synthetischen Cannabinoiden (SC), die als neue Designerdrogen bekannt sind, können falsch-positive Befunde auftreten. In diesem Fall führte eine Baseballkappe zu einem positiven Testergebnis, obwohl der Proband keinen Konsum angegeben hatte. Was bedeutet das für die Praxis? Und wie können solche Fehler vermieden werden?

Hintergrund: Haaranalysen und ihre Herausforderungen

Haaranalysen werden häufig in Abstinenzprogrammen oder bei medizinisch-psychologischen Untersuchungen (MPU) eingesetzt, da sie einen längeren Nachweiszeitraum bieten als Urin- oder Blutproben. Doch sie sind auch anfällig für äußere Kontaminationen. Bereits der Kontakt mit kontaminierten Gegenständen kann zu positiven Ergebnissen führen, ohne dass ein Konsum stattgefunden hat. Der hier beschriebene Fall verdeutlicht die Komplexität der Bewertung solcher Ergebnisse.Im August 2023 wurde eine Haarprobe eines Probanden positiv auf synthetische Cannabinoide getestet. Der Proband gab jedoch an, seit Juli 2021 abstinent zu sein. Eine anschließende Analyse einer vom Probanden bereitgestellten Baseballkappe ergab Hinweise auf eine Kontamination der Haare durch diese Kopfbedeckung.

Methoden: Wie wurde die Analyse durchgeführt?

Die Haarprobe hatte eine Länge von 6-8 cm und ein Gewicht von 28,3 mg. Sie wurde im Rahmen eines Abstinenzprogramms entnommen, gewaschen und getrocknet. Anschließend erfolgte eine Analyse mittels LC-MS/MS (gekoppelt mit Tandem-Massenspektrometrie). Auch die Baseballkappe wurde untersucht, um mögliche Kontaminationsquellen zu identifizieren.

Ergebnisse: Was wurde nachgewiesen?

  • In der Haarprobe wurden ca. 7,9 pg/mg MDMB-4en-PINACA sowie Spuren von 12 weiteren synthetischen Cannabinoiden nachgewiesen.
  • Die Baseballkappe wies eine deutlich höhere Konzentration von ca. 90 ng/mg MDMB-4en-PINACA auf.
  • Auch die weiteren in der Haarprobe nachgewiesenen Substanzen wurden in der Baseballkappe gefunden.

Die Analyse zeigte, dass die Konzentration der Substanzen in der Baseballkappe mindestens drei Größenordnungen höher war als in der Haarprobe. Dies macht eine Übertragung durch die Kopfbedeckung plausibel und stützt die Hypothese, dass es sich um eine äußere Kontamination handelte.*

Warum ist das Ergebnis problematisch?

Dieser Fall zeigt, dass Haaranalysen nicht immer eindeutig zwischen Konsum und Kontamination unterscheiden können. Besonders bei synthetischen Cannabinoiden, die in sehr geringen Konzentrationen nachgewiesen werden, können äußere Einflüsse zu falsch-positiven Ergebnissen führen. Dies ist problematisch, da solche Befunde rechtliche Konsequenzen oder Einschränkungen der Fahreignung nach sich ziehen können.

Schlussfolgerungen: Was bedeutet das für die Praxis?

  • Sorgfalt bei der Probenentnahme und Analyse: Um falsch-positive Befunde zu vermeiden, ist eine gründliche Probenvorbereitung unerlässlich. Dazu gehört eine zuverlässige Dekontaminierung, die mögliche externe Verunreinigungen entfernt.
  • Berücksichtigung individueller Umstände: Ergebnisse einer Haaranalyse sollten niemals isoliert betrachtet werden. Es ist entscheidend, die Lebensumstände und möglichen Kontaktquellen des Betroffenen in die Bewertung einzubeziehen.
  • Weiterentwicklung der Analytik: Der Fall zeigt, dass selbst moderne Verfahren wie die LC-MS/MS-Analyse nicht fehlerfrei sind. Es besteht weiterhin Bedarf an verbesserten Methoden, die äußere Kontaminationen noch zuverlässiger ausschließen können.

Was können Betroffene tun?

Wer sich in einem Abstinenzprogramm oder einer MPU wiederfindet, sollte sich der möglichen Fehlerquellen bewusst sein. Es ist ratsam, im Falle eines positiven Haaranalysenbefunds die Ergebnisse genau prüfen zu lassen und bei Bedarf eine weitere Analyse zu fordern. Zudem sollten Betroffene auf den sorgfältigen Umgang mit potenziellen Kontaminationsquellen wie Kleidung oder Kopfbedeckungen achten.

Fazit: Mehr Vorsicht bei der Interpretation von Haaranalysen

Die Haaranalyse ist ein wertvolles Instrument in der Drogenanalytik, doch sie ist nicht unfehlbar. Der Fallbericht zeigt, dass äußere Kontaminationen zu falsch-positiven Ergebnissen führen können, was insbesondere bei synthetischen Cannabinoiden problematisch ist. Für eine faire Bewertung ist daher eine kritische Überprüfung der Ergebnisse und eine ganzheitliche Betrachtung der Umstände unerlässlich.Wenn Sie sich optimal auf eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) vorbereiten möchten, empfiehlt sich der bewährte MPU-Videokurs vom MPU-Seminar.de. Dieser Kurs bietet Ihnen eine strukturierte und flexible Vorbereitung, um die Anforderungen der MPU erfolgreich zu meistern. Weitere Informationen finden Sie hier.

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*Quelle: A. Zschiesche, Y. Jungel, L. Huppertz, M. Neukamm, V. Auwärter; Haaranalyse auf synthetische Cannabinoide: Positiver Befund als Folge einer Kontamination durch eine Kopfbedeckung? Ein Fallbericht; Zeitschrift für Verkehrssicherheit 2.2025

Dieser Text dient ausschließlich Informations- und Fortbildungszwecken. Er stellt keine rechtliche Beratung dar und sollte nicht als rechtlich bindende Aufforderung zu einer Handlung verstanden werden. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen wird keine Haftung übernommen.

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