Regelmäßiger Alkoholkonsum birgt deutlich mehr Gesundheitsrisiken als gemeinhin angenommen, warnen die Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) und die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Ärzte und Suchthilfeexperten empfehlen, dass gesunde Männer maximal 24g und gesunde Frauen höchstens 12g Alkohol trinken sollten. Dies entspricht für Männer in etwa einem halben Liter Bier oder einem viertel Liter Wein pro Trinkanlass und ist damit deutlich weniger, als tatsächlich konsumiert wird. Alle andere Mengen seien zu viel Alkohol.

„Viele Menschen unterschätzen die Gefahren eines scheinbar geringen Alkoholkonsums“, sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke. Um eine Gewöhnung zu vermeiden, sollten „zwei bis drei Wochentage […] komplett alkoholfrei bleiben“ ergänzt der Geschäftsführer der DHS, Dr. Raphael Gaßmann. Anders als empfohlen, trinkt jedoch jeder siebte Erwachsene in Deutschland zu viel. Ca. 1,8 Millionen Menschen gelten derzeit sogar als alkoholabhängig. Die Grenze zwischen „Genuss“ und einem problematischen Konsum ist schwammig. Der Übergang zur Abhängigkeit ist meist fließend und entwickelt sich häufig über einen längeren Zeitraum.

Alkoholschäden, wenn zu viel Alkohol

Entgegen verbreiteter Annahmen, körperliche Folgeschäden seien nur bei einer Alkoholabhängigkeit zu erwarten, können auch schon geringere Mengen Alkohol körperliche Veränderungen nach sich ziehen. Zu hoher Konsum schadet vor allem Leber und Gehirn, kann zu dem aber auch häufige Ursache für Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sowie der Magenschleimhaut sein. Ferner steigt das Risiko für Herzmuskelerkrankungen und Bluthochdruck, während Potenz und sexuelle Erlebnisfähigkeit beeinträchtigt werden. Langfristiger Alkoholmissbrauch kann auch Krebserkrankungen auslösen: betroffen sind hierbei beispielsweise Leber, Mundhöhle, Rachenraum und Speiseröhre, Enddarm sowie weibliche Brustdrüsen. Nicht zuletzt führt ein ständiger, überhöhter Alkoholkonsum zu Persönlichkeitsveränderungen und kann Reizbarkeit und Unruhe, Ängsten oder gar Suizidgedanken mit sich führen.

Vorurteile und gesellschaftliche Stigmata sind wesentliche Gründe dafür, dass Menschen mit Alkoholproblemen oft erst nach vielen Jahren ärztliche Hilfe suchen – häufig leider erst in einem Stadium, in dem körperliche, psychische und soziale Krisen nicht mehr zu verleugnen sind. Aus diesem Grund möchte die Ärztekammer Nordrhein Beratungsgespräche fördern, in denen Ärzte ihre Patienten rechtzeitig zu einem reduzierten, risikoarmen Konsum motivieren. „Solche kurzen Interventionen haben gerade in einem frühen Stadium riskanten Konsums gute Erfolgsaussichten“, sagte Henke. Die Kammer bietet Fortbildungen an, in denen Ärzte trainieren, wie sie Patienten wirksam ansprechen und so Früherkennung und Behandlung alkoholbezogener Störungen verbessern können. Informationsflyer für das Wartezimmer sollen helfen, Gesprächsanlässe in der Praxis anzubahnen. Die DHS hat einen Leitfaden zur „Kurzintervention bei Patientinnen und Patienten mit problematischem Alkoholkonsum“ herausgegeben, um anhand weniger Fragen erkennen zu können, ob zu viel Alkohol im Sinne von Alkoholmissbrauch konsumiert wird.

 

Quelle: dhs.de, Bildquelle: pixabay