Dass es sich bei Alkohol um ein Nervengift handelt, ist bekannt. Eine französische Studie zeigt nun, dass es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen starkem Trinkverhalten und Demenz gibt. Insbesondere für die früh einsetzende Form der Krankheit.

Demenz ist durch einen starken Abbau des Gedächtnisses und der Denkfähigkeit charakterisiert. Weltweit sind davon rund sechs Prozent der Menschen ab 60 Jahren betroffen. Von den verschiedenen Formen ist Alzheimer am häufigsten verbreitet, dann die vaskuläre Demenz. Verursacht wird diese durch Durchblutungsstörungen des Gehirns.

Demenzrisiko durch Alkohol mindestens verdreifacht

Die Auswirkungen von starkem Alkoholkonsum auf eine solche auftretende Demenzerkrankung wurden bislang offensichtlich unterschätzt. Wie eine französische Studie nun zeigt, steigt durch regelmäßigen Alkoholmissbrauch das Risiko an Demenz zu erkranken um das etwa dreifache. Die Ergebnisse beziehen sich auf Männer, wie auch auf Frauen.

Eine noch größere Gefahr besteht sogar, wenn man den frühen Demenzbeginn in einem Alter vor 65 Jahren betrachtet, so das Team um Michael Schwarzinger vom Translational Health Economics Network in Paris. Dabei kann in mehr als der Hälfte (57 Prozent) der Erkrankungen ein Zusammenhang hergestellt werden. Auch der deutsche Experte Timo Grimmer von der TU München – allerdings selbst nicht an der Studie beteiligt – stimmt den Ergebnissen zu und nennt Alkohol als eine der Hauptursachen für eine einsetzende Demenz.

Grundlagen der Studie

Für ihre Studien zogen die Forscher Datenbanken mit Angaben zu den Entlassungen aus französischen Krankenhäusern zwischen 2008 und 2013 heran. Bei ca. 1,1 Millionen Menschen der berücksichtigten Patienten war eine Demenz diagnostiziert worden. Bei drei Prozent von ihnen ging die Demenz den Auswertungen zufolge auf direkte alkoholbedingte Hirnschäden zurück, bei weiteren knapp fünf Prozent der Betroffenen bescheinigten die Daten einen schädlichen Alkoholkonsum. Ein deutlicherer Zusammenhang war bei Demenzpatienten zu erkennen, bei denen die Krankheit vor dem 65. Lebensjahr einsetzte. Dies war rund jeder Zwanzigste. In dieser Gruppe hatten knapp 39 Prozent alkoholbedingte Hirnschäden, bei weiteren 18 Prozent belegten die Daten schädlichen Alkoholgebrauch.

Die Studie stellt allerdings lediglich einen statistischen Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und Demenzfällen dar und belegt keineswegs Alkohol als Auslöser für die Krankheit. Um die Gefahr für statistische Verzerrungen möglichst gering zu halten, rechneten die Forscher jedoch den Einfluss weiterer Demenz-Risikofaktoren wie etwa des Alters heraus.

Starker Alkoholkonsum nach WHO

Nun die Frage, was als starker Alkoholkonsum erachtet wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert diesen bei Männern bei mehr als 60 Gramm reinem Alkohol, umgerechnet in etwa 1,5 Litern Bier oder 0,7 Litern Wein. Für Frauen sind die Zahlen aufgrund anderer physiologischer Voraussetzungen etwas niedriger angesetzt. Hier reden wir von 40 Gramm reinem Alkohol oder einem Liter Bier, bzw. einem halben Liter Wein. Und wie viel darf getrunken werden, ohne das Risiko zu erhöhen? Bei Frauen sind dies in etwa 12 Gramm reiner Alkohol (ca. ein Glas Wein oder ein kleines Bier), bei Männern das doppelte, also 24 Gramm. Des Weiteren sollte an mindesten zwei Tagen in der Woche komplett auf den Konsum von Alkohol verzichtet werden.