Seit 21 Jahren veröffentlicht die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) einen jährlichen Bericht zur Drogensituation in Europa. Er enthält einen aktuellen, zusammenfassenden Überblick über den Drogenkonsum, die Drogenmärkte und die daraus resultierende Drogenproblematik. Dem Bericht ist auch zuentnehmen, dass sich mehr Drogenkonsumenten als in den Vorjahren, in Behandlung begeben oder einen Drogenentzug machen.
Steigende Nachfrage für Behandlung von Cannabiskonsumenten
Cannabis ist die von allen Altersgruppen am meisten konsumierte Droge. Erhebungen in der Allgemeinbevölkerung zeigen, dass in etwa 1% der europäischen Erwachsenen täglich oder fast täglich – also mindestens an 20 Tagen im letzten Monat – Cannabis konsumiert. Mehr als die Hälfte der Konsumenten ist dabei 15-34 Jahre alt, 83% davon männlich. Das Durchschnittsalter bei Erstkonsum beträgt 16 Jahre. Nach 10 Jahren, im Schnitt also mit 26, kommt es zur erstmaligen Behandlungsaufnahme.
Dabei ist die Zahl derer, die sich wegen cannabisbedingter Probleme in Behandlung gaben, von 45 000 im Jahr 2006 auf 69 000 im Jahr 2014 gestiegen. Warum die Zahlen der Behandlungsaufnahmen steigt, ist unklar. Ein Grund kann sein, dass durch die Verfügbarkeit von schädlicheren Produkten mit höherem Wirkstoffgehalt oder durch den intensiveren Konsum eine Therapie notwendiger ist. Eine andere Möglichkeit sind die steigende Zahl der verfügbaren Cannabistherapien. Unabhängig davon können durch die steigende Zahl therapierter Konsumenten, die sich wegen cannabisbedingter Probleme in Behandlung begeben, mehr Daten erhoben werden. Dadurch gibt es ein besseres Verständnis zu Merkmalen und Ausmaß des hochriskanten Cannabiskonsums in Europa.
Drogenentzug: mehr Behandlungen von MDMA-Konsumenten
Auch bei Konsumenten von MDMA oder allgemein Amphetaminen zeigen sich steigende Zahlen in der Behanldungsaufnahme. Allerdings wurde in den letzten Jahren auch ein vermehrter MDMA Konsum beobachtet. 2015 konnten somit auch bei einer Analyse kommunaler Abwässer bemerkenstwert hohe Amphetamin-Rückstände nachgewiesen werden. Nordeuropäische Städte wiesen dabei die höchsten Werte auf. Auch Probleme im Zusammenhang mit dem Langzeit-, dem chronischen und dem injizierenden Amphetaminkonsum waren ursprünglich vor allem in den nordeuropäischen Ländern zu beobachten. 2014 gaben 32.000 Patienten, die eine spezialisierte Drogenbehandlung aufnahmen, Amphetamine als Primärdroge an. Insgesamt konnte seit 2006 in Europa ein Anstieg der Zahl der Erstklienten, die Amphetamine als Primärdroge angaben, um 50% verzeichnet werden. In erster Linie ist dies auf die Zunahme in Deutschland und – in geringerem Maße – der Tschechischen Republik zurückzuführen.